26. MAI - 31. JULI 2010 - ASSIA UND DAVE BRILL
     
 

Herzlichen Dank, Dave und Assia!
Love

Paulo und Silke

Begrüßung wiederholen    
 
 

Fotos: Bungartz / Freising - Ramin Razani - Paulo Mulatinho

 

Assia und Dave Brill stellen in der Origami Galerie in Freising aus

Unter dem Titel „Confluence“ stellt das russisch-britische Ehepaar Assia und Dave Brill ab 21. Mai 2010 in der Origami Galerie in Freising aus. Mit einem Querschnitt von traditionellen und experimentellen Werken aus den letzten 40 Jahren bieten sie einen umfassenden Einblick in ihr breit gefächertes Schaffen, das von klassischen Origami-Werken über ausgefallene Nassfaltungen bis hin zu romantischen Gemälden reicht.

Assia Brill hat ihr Wirken ganz der Tradition des modernen japanischen Origami verschrieben, das in verschiedenste dekorative Formen wie Gebäude und Vasen mündet. Ihre persönliche Spezialität sind drehbare Objekte, deren Flexibilität aufgrund der Verwendung zweifarbiger Papiere besonders stark zur Geltung kommt.

Zwar fertigt auch Dave Brill traditionelle Origamis in Form von geometrischen Körpern, außergewöhnlicher aber sind seine nassgefalteten Tiere, die in ihrer organischen Körperlichkeit einen hohen haptischen Reiz ausstrahlen. Bei dieser selten angewandten Technik werden schwerere Papiere vor dem Falten angefeuchtet, was dem Werkstoff eine gewisse Modellierbarkeit verleiht und ihn zu einer stabilen Form trocknen lässt. Darüber hinaus fängt Dave Brill seine malerische Umgebung nahe Manchester immer wieder mit Pinsel und Farbe ein. Im Lauf der Jahre ist so ein facettenreicher Reigen von Impressionen quer durch die Tages- und Jahreszeiten entstanden. So schlägt die Vielfalt dieser Zusammenschau eine veritable Brücke zwischen den europäischen alten Meistern und der modernen japanischen Origami-Tradition.

Die Laudatio zur Eröffnung am 20. Mai um 19.30 Uhr, bei der die beiden Künstler anwesend sind, hält keine geringere als die berühmte Origami-Koryphäe Tomoko Fuse, die eigens deshalb von Japan angereist kommt. Sie ist mit dem „brillanten Ehepaar“ schon lange befreundet und revanchiert sich damit für die Laudatio, die Dave Brill im vorigen Jahr am gleichen Ort für sie gesprochen hat.

Die Ausstellung in der Origami Galerie am Mittleren Graben 4 in Freising läuft bis zum 31. Juli 2010 und ist von Mittwoch bis Freitag von 15 bis 19 Uhr geöffnet, am Samstag von 10 bis 16 Uhr und nach telefonischer Vereinbarung unter 08161 – 233 444.

Elisabeth Hoffmann

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Freisinger Tagblatt/ Alexander Fischer/ 26.05.2010
 
CONFLUENCE – BRILLIANT ORIGAMI
Faltobjekte von Assia und Dave Brill
in der Origami Galerie Freising – 26. Mai bis 31. Juli 2010
 

Betritt man die Räume der Origami-Galerie im Mittleren Graben 4 in Freising, strahlen dem Besucher goldene Lettern entgegen: B, R, I und zwei L fügen sich zum Namen der ausstellenden Künstler, des Ehepaars Dave und Assia Brill aus England.
Auch der Titel der Ausstellung spielt mit deren Namen: Confluence – BRILLiant Origami lautet er.
Unter dem Schriftzug sind zwei charakteristische Werke platziert. Assia Brills elegante, heitere „Daffodils“ (gelbe Narzissen) recken den Besuchern neugierig ihre Blütenköpfchen entgegen. Daneben steigt kraftvoll und dynamisch ein weißes Papierpferd auf, freistehend.

Holz ist wichtiger Grundstoff des Papiers. Holz ist ein lebendes Material und es scheint, als gelänge es Dave Brill, das Leben dieses Rohstoffs in seine Figuren zu übertragen. Sein Gespür für Proportion und Bewegung lässt die Tierfiguren unglaublich realistisch erscheinen. Die von ihm meisterhaft beherrschte Technik des Nassfaltens verleiht ihnen viel Oberflächenstruktur und Stabilität. Gesichter werden durch Faltungen nur angedeutet. Dem Betrachter stehen so alle Möglichkeiten der Interpretation, des Entwickelns von Geschichten zu den Darstellungen, offen.

Da wird die Oberseite eines Podests zur Wasserfläche, auf der zwei 8er-Boote mit Steuermann gerade eine typisch englische Ruderregatta austragen. Ruderstand und Beinhaltung sind aufeinander abgestimmt. Der Wettkampfcharakter tritt klar hervor und doch besteht die Szene „nur“ aus verschiedenfarbigem, gefaltetem Papier.
Auf dem Podest daneben hetzt eine Hundemeute aufgeregt hinter einem Fuchs her. Manche von ihnen laufen Gefahr, unter die Beine der beiden Pferde, die Jäger tragen, zu geraten. Der Fuchs aber hält inne. Blickt sich aufmerksam, angespannt um. Wohin kann er flüchten …?

Den Höhepunkt der gezeigten Werke Dave Brills bildet der Kampf des heiligen Georg gegen den Drachen. Drache, Pferd und der Patron Englands sind aus weißem Papier, ohne jegliches Hilfsmittel, gearbeitet.
Brill ist es gelungen, den dramatischsten Moment des Kampfes umzusetzen. Der übergroße Drache und das kraftvoll-elegante Pferd sind fest ineinander verschlungen. Und auch wenn der Drache rücklings am Boden liegt, noch ist er nicht besiegt. Georg aber sitzt fest auf dem Pferd, den schützenden Schild mit dem englischen Kreuz an seinem Arm. Er krümmt sich zusammen, lenkt alle Kraft in seine Lanze. Der tödliche Stich steht unmittelbar bevor.

Statisch, ruhig, in seiner Form auf das Wesentliche reduziert und nicht zuletzt heiter steht Assia Brills Hauptwerk dieser Ausstellung neben dem Drachenkampf: Eine Papierminiatur der St.-Basilius-Kathedrale in Moskau. Die bunten Kuppeln der russischen Zuckerbäckerarchitektur hat sie in einer Art Artischockentechnik in Papier nachgeahmt. Sehr exakt ist eine Schuppe neben die andere gesetzt, so dass sich die charakteristischen Zwiebelhauben ergeben.

Der Geometrie widmet sich Assia Brill ebenfalls in den ansprechenden Vasenobjekten, die sie aus auffällig gemustertem Papier erstellt, und in den gerahmten Patterns. Diese sind in dezenten Farben gehalten, eignen sich hervorragend als akzentuierender Wandschmuck. Und auch sie lassen Freiraum für so manche Assoziation.
Versteckt sich nicht in einem der Bilder ein Fuchsgesicht …?

Christina Metz

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Der Origami-Botschafter David Brill
 

Schon in seiner Kindheit war kein Papier vor ihm sicher. Nicht um darauf zu schreiben oder zu zeichnen, nein, David Brill erkannte schon als Fünfjähriger die Möglichkeit, aus zweidimensionalen Blättern, egal welchen Materials, dreidimensionale Formen zu falten. Seine Schwester und sein Bruder hatten ein Origami-Buch, in dem er erste Anleitungen für eine Verfeinerung der Technik fand. Als Teenager entdeckte er weitere Bücher, die er begierig studierte und seiner Leidenschaft eine fundierte Grundlage verliehen. Trotz der Faszination für Origami lernte er einen ordentlichen Brotberuf und wurde Banker. Im Lauf der Zeit aber wurde es ihm es langweilig, nur noch mit Leuten zu tun zu haben, die lediglich Geld von der Bank brauchten. Er war frustriert und musste feststellen, dass ihm die Tätigkeit bei der Bank zu viel Zeit raubte, für das, was ihn wirklich interessierte. In dieser Zeit wirkten das Falten und das Malen auf ihn regelrecht befreiend. Schließlich ging er 1997 vorzeitig in Rente und widmete sich ganz seinem künstlerischem Schaffen.

Parallel zu seiner Anstellung wurde er bereits 1975 eines der ersten Mitglieder der „British Origami Society“. Seither engagiert er sich maßgeblich für diese Gesellschaft, ist weltweit unterwegs und organisiert Origami-Treffen. Dies betreibt der anerkannte Origami-Botschafter mit solcher Leidenschaft, dass ihn nicht einmal eine Vulkanaschewolke, die den Flugverkehr wie im April 2010 lahm legte, stoppen kann. Immer wieder begeistert ihn, wie die Origami-Künstler nicht nur jeweils landesweit gut organisiert sind, sondern dass sie eben auch weltweit gleich einer weit verstreuten Familie untereinander vernetzt sind und dabei eine enge Verwandtschaft zueinander spüren und pflegen – was nicht zuletzt ein Stück weit sein Verdienst ist. Kein Wunder, dass der immer gut gelaunte David Brill mittlerweile zu einem Idol der Szene avanciert ist und manchen gar als ein veritables Phänomen erscheint, das gleich einem wandelnden Lexikon von der Origami-Szene rund um den Globus zu Berichten weiß. Dementsprechend übt er auf andere, durchaus auch sehr bedeutende Persönlichkeiten der Origami-Welt eine große Anziehungskraft aus, was nicht zuletzt dazu geführt hat, dass die japanische Koryphäe Tomoko Fuse eigens zu seiner Ausstellungseröffnung am 20. Mai 2010 in der Origami-Galerie in Freising anreist, um für ihn die Eröffnungsrede zu halten. Umgekehrt aber, sagt er selbst, gibt ihm die Origami-Szene sehr viel zurück.

So spornten ihn einst Freunde wie Prof. Humiaki Huzita an, ein erstes Origami-Buch "Brilliant Origami" zu verfassen, das 1996 ibei Japan Publications in Tokyo erschienen ist. Es wurde eine regelrechte Anthologie über all das, was er selbst gemacht hat und dies ist so breit gefächert, dass darin schon eine Menge wichtiger Faltmöglichkeiten enthalten sind. Es beinhaltet gleichermaßen Anleitungen zum Falten von Spielzeugen, Modellen und geometrischen Körpern, so wie für Schachteln und andere Behältnisse. Eine besondere Spezialität des Meisters selbst bilden darin die nass gefalteten Tierfiguren, die jedoch nicht im herkömmlichen Sinne reproduzierbar sind und somit einen vergleichbar künstlerischen Wert aufweisen. Diese besondere Technik hat er von dem Japaner Akira Yoshizawa übernommen, der bis heute sein großes Vorbild ist. Der im Jahre 2005 verstorbene Yoshizawa gilt nach wie vor als einer der Größten der Szene, so dass Brill nun quasi als einer seiner Nachfolger zu betrachten ist. Der entscheidende Vorteil des Faltens mit angefeuchtetem Papier liegt darin, dass zum einen dickere Papier verwendet werden können, die das Resultat stabiler werden lassen als dünneres Material und dass die weiche, weil feuchte Materie sich ähnlich modellieren lässt, wie das Formen mit plastischen Massen. Genau diese Technik hat David Brill mittlerweile so verfeinert, dass er laut Paulo Mulatinho, dem Leiter der Origami-Galerie in Freising, weltweit als einer der Pioniere des Nassfaltens gilt. Bevorzugt fertigt er in dieser Technik liebevoll ausgeformte Tiere und, ganz im Gegenteil dazu, streng geometrische Körper.

Dabei legt er nicht nur akribischen Wert darauf, so perfekt wie möglich zu arbeiten, fast noch bedeutender ist ihm der Dialog mit dem Material. Gleichzeitig aber ist ihm aus seiner umfangreichen Erfahrung bewusst, dass das Origami-Falten meist durch ein Wechselspiel von Versuch und Irrtum gekennzeichnet ist. Doch eben gerade das, betont er, mache das Origami aus. Es ist eine sehr offene, weitläufige Technik, deren Macher sich dadurch auszeichnen, ständig nach neuen Wegen und Konstruktionen zu suchen. Und obwohl jeder von ihnen immer auf der Suche nach dem Neuen ist, treten die Falter untereinander nicht in Konkurrenz, sagt Brill – Origami-Falter scheinen glückliche Menschen zu sein, fern jeder kommerzieller Absichten in einer von Wetteifer gekennzeichneten Welt.

Solch ein Stückchen heile Welt spiegelt sich gleichfalls in den Gemälden von David Brill, der bevorzugt Ansichten von Bäumen und Landschaften in impressionistischer Manier einfängt. Dabei, sagt der Naturliebhaber, interessiere ihn weniger eine realistische Wiedergabe als viel mehr das Festhalten seines Eindruckes und der Stimmung und hat darüber hinaus an sich selbst den Anspruch, dass sein Werk am Ende „dem Mittel eine Ehre sein soll“. Der Reiz der Malerei in Öl auf Holz liegt für ihn in der deutlich höheren Unmittelbarkeit gegenüber dem Origami und ganz besonders in der Konzentration auf das Wesentliche, der Vereinfachung und dem Ignorieren von Details. Letzteres trifft jedoch ebenso auf das Falten zu, was den „brillianten“ Dave dazu veranlasst, von einer „obskuren Verbindung“ zwischen Malerei und Origami zu sprechen. Die Motive für seine Bilder findet der studierte Maler in seiner nächsten Umgebung nahe Manchester, wo er ein beschauliches Zuhause bewohnt.

Doch damit nicht genug. David Brill ist vermutlich der Letzte, der sich in einem Schloss zur Ruhe setzen würde, um nichts tuend dem dolce vita zu frönen. Er nutzt diese Geborgenheit vielmehr, um das ganze Spektrum seiner Möglichkeiten auszuloten und auszutesten. Dazu zählt beispielsweise auch das Musizieren auf dem Klavier, und das bereits seit seiner Schulzeit. Neben Klassikern wie Schubert, Bach und Schumann gehört seine bevorzugte Liebe dem leidenschaftlichen Astor Piazolla. Und wenn er erst einmal begonnen hat, kann er mit dem Spielen nicht mehr aufhören, weil er sich selbst so sehr eingebunden fühlt. Und eben dieses Versinken im Tun charakterisiert das musische Multitalent, im akustischen Sinn ebenso wie optischen oder haptischen.

Doch spätestens im August wird er wieder aus der Versenkung auftauchen müssen, um an einem Origami-Treffen in Columbus/Ohio teilzunehmen. Und wenn dann dort einer in einem Lokal sitzt, der seine Serviette faltet, statt sie ihrer Bestimmung gemäß zu benützen, könnte es gut sein, dass es sich um David Brill handelt.

Elisabeth Hoffmann
im Mai 2010

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Assia and Dave’s folded paper work has been inspired by both traditional forms and the rich developments of the last fifty years. The restrictions of origami have conveyed them to their personal solutions and reactions to folding.

CONFLUENCE is a testament to their fascinations and influences. Seen alongside their origami are examples of needlework and paintings: they find all of these activities are complementary and self-nourishing.

 
 
 
 
 
     
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